Fleschgasse: Umstrittene Widmung!

Am 24. September 2025 stand im Wiener Gemeinderat eine Entscheidung mit weitreichenden Folgen für Hietzing an. Die Abstimmung über das Plandokument 8436. Es ging um die umstrittende Widmung im Bereich der Fleschgasse in Hietzing. Obwohl sich die Bezirksvertretung Hietzing einstimmig dagegen ausgesprochen hat, entschloss sich die Stadtregierung, die Bedenken des Bezirks zu ignorieren.
Worum geht es? Das Planungsgebiet im Überblick
Das betroffene Areal liegt günstig nahe der U4-Station Unter St. Veit, eingebettet zwischen St.-Veit-Gasse, Auhofstraße, Fleschgasse und Hietzinger Kai. Während die geplante Schutzzone für einige Gründerzeithäuser (St.-Veit-Gasse) positiv zu bewerten ist, konzentriert sich die Kritik auf zwei zentrale Bauprojekte:
- Die BUWOG-Wohnanlage (Fleschgasse 15-17): Eine bestehende Wohnanlage soll von Bauklasse II auf IV aufgestockt werden. Das bedeutet eine Erhöhung der erlaubten Bauhöhe von 12 auf 19 Meter – fast eine Verdoppelung. Die Widmung an der gegenüberliegenden Seite der Fleschgasse hat Bauklasse I (9 Meter)!
- Das Allianz-Hochhaus (Hietzinger Kai 101-105): Ein seit 2023 leerstehendes, 47 Meter hohes Bürogebäude, für das ein Wohnungsverbot verhängt werden soll.
Der zentrale Widerspruch: Zwei Gebäude, zweierlei Maß
Die Pläne sind widersprüchlich und werfen Fragen auf:
- Massive Verdichtung trifft auf erzwungenen Leerstand: Warum kommt eine massive Aufstockung für 40 neue Wohnungen in der BUWOG-Anlage, während man im benachbarten, leerstehenden Allianz-Gebäude die Schaffung von dringend benötigtem Wohnraum aktiv verhindert?
- Ignoranz gegenüber den Anwohner:innen: Die Bewohner:innen der BUWOG-Anlage müssten jahrelangen Baulärm ertragen, dürften aber nach Fertigstellung nicht einmal die neu eingebauten Lifte nutzen.
Die Argumente der Stadt – und was wirklich dahintersteckt
Die Stadtverwaltung führt schwache Argumente für das Wohnverbot im Allianz-Gebäude an, die einer genaueren Prüfung nicht standhalten:
| Argument der Stadt | Die Realität |
|---|---|
| „Mangelnde Nahversorgung“ | Nur rund 100 Meter entfernt liegt die BUWOG-Anlage, für die das gleiche gelten müsste. Zudem sind mehrere Supermärkte (BILLA PLUS in der Amalienstraße, BILLA in der Auhofstraße) sowie ein Shop an der Tankstelle fußläufig erreichbar. |
| „Unattraktive Lage an der Westeinfahrt“ | Die Wohnungen müssen nicht zur lauten Straße ausgerichtet sein. An der Südseite des Gebäudes könnten ruhige, attraktive Wohnungen mit Blick ins Grüne entstehen. |
Einstimmiger Beschluss ignoriert
Die Bezirksvertretung Hietzing hat bereits im Dezember 2024 eine einstimmige und detaillierte Stellungnahme verabschiedet. Darin wird eine gemischte Nutzung für das Allianz-Gebäude (Wohnen, Büro, Gewerbe, Indoor-Sporteinrichtungen) gefordert. Ein Vorschlag, der dem Vernehmen nach auch von den derzeitigen Eigentümer-Gesellschaften, die das Gebäude sanieren und umbauen müssten unterstützt würde. Die massive Aufstockung der BUWOG-Anlage wird hingegen kritisch gesehen.
Trotzdem wurde das Plandokument im Planungsausschuss des Gemeinderats mehrheitlich beschlossen. Die Bezirksvertretung Hietzing bekräftigte daraufhin am 25. Juni 2025 nochmals einstimmig ihre ablehnende Position.
TROTZ APPELL DER GRÜNEN: WIDMUNG BESCHLOSSEN
Wir, die Grünen Hietzing, unterstützen den einstimmigen Bezirksbeschluss und den Appell unserer Gemeinderätin Heidi Sequenz: Diese Widmung schadet dem Bezirk und ignoriert den Willen der Bürger:innen.
Stimmen aus dem Gemeinderat
Heidi Sequenz (GRÜNE) appellierte in der Gemeinderats-Sitzung am 24. September, den einstimmigen Bezirksbeschluss zu unterstützen und das Plandokument abzulehnen – sowohl im Interesse der Hietzinger Bürger:innen als auch im Sinne einer vernünftigen Stadtplanung. Doch SPÖ und NEOS stimmten, ungeachtet aller Argumente, mit ihrer Mehrheit für die umstrittene Widmung. Damit hat Rot-Pink, nach der Kürzung der Bezirksmittel, ein weiteres Mal demonstriert, wie wenig ihnen an einer demokratischen Einbindung der Bezirke liegt.