Starke Frauen in Hietzing

IM PORTRÄT

Zum Anlass des Weltfrauentages am 8.März haben wir uns die Geschichten, Schicksale und Ambitionen unterschiedlichster Frauen angehört und stellen sie euch hier vor! – Lesestoff zum Staunen, Weinen und Lächeln.

RANI GINDL

„Der Zweck unserer Existenz ist es glücklich zu sein“ (Dalai Lama). Das Zitat des Dalai Lamas bringt Ranis Lebensweg und Philosophie auf den Punkt. Die vielen Stationen die sie in ihrem Leben durchlaufen und die Abzweigungen die sie genommen hat, folgen innerlich diesem Lebensmotto. Nach Abschluss der HBLA Bergheidengasse und diversen Jobs als Kellnerin und Verkäuferin, arbeitete sie einige Jahre in der Medienbranche anschließend fünf Jahre bei einem Finanzdienstleister in der Organisation mit Schwerpunkt: Prozessmanagement. 2005 bekommt sie die Diagnose Lungenhochdruck. Sie setzt sich selbst unter Druck, wieder gesund zu werden und trotzdem nichts zu versäumen. Sie liebt die Kultur in Wien. 2007 geht nach einem Burn-Out nichts mehr. Mit Hilfe des AMS Gründerprogramms entsteht ihre Firma „Erfolg durch Harmonie“mit dem Ziel, Menschen Unterstützung anzubieten und sie anleitet wieder in ihre Kraft zu kommen. 2008 macht Rani die Ausbildung zur Yogalehrerin. 2010 braucht sie das erste mal eine Lungentransplantation. Was ihr das Leben rettet ist der Yoga. Der spirituelle Weg, die Philosophie und eine neue Art sein Leben zu denken. 2014 beginnt Rani das Studium der Indologie. Die Lunge wird abgestoßen. Kurz vor der zweiten Lungentransplantation schließt sie ihr Studium ab. In der Wartezeit entsteht die Grundlage für ihr erstes Buch „Mein Leben, meine Lungentransplantation und ich“ – das im Mai 2021 erscheint.

Auf einmal wieder Luft zu bekommen fühlt sich an wie ein Lottogewinn. Von 15% Lungenleistung auf über 50% startet sie wie ein Gummiband in ein neues Leben. Ihre Seele kann dieses Tempo nicht mitgehen, von „ich sterbe“ zu „in ich“ geht so schnell! Heilung findet langsam statt. Heute, fast drei Jahre später, findet Rani ihre Balance, steckt aktuell mitten in ihrem Masterstudium und schreibt an ihrem zweiten Buch „Mit neuen Flügeln“. 

Am 20.März 2021 startet sie online mit ihrer Reihe „Krisenfest“ – eine Interviewreihe mit über 30 Frauen zum Thema Krise. Darin erzählen unterschiedliche Frauen, was sie in der Krise gelernt haben und wie sich sie stärken konnten. Die Interviews kann man vom 20. März bis 5. April kostenlos anschauen. Dafür auf www.wirsindkrisenfest.com anmelden. Ausschnitte und Infos finden sich auch auf Instagram @rani_yoga_wien und auf Facebook. Rani gibt Montag und Donnerstag Online-Yogastunden www.rani-yoga.at.Ihr Resümee, beseelt durch die Interviewreihe und ihren eigenen Erfahrungen: es gibt unendlich viele Wege aus der Krise zu kommen!

AMI DIOP

​Mein Name ist Ami Diop, ich wurde in Mali Westafrika geboren und bin seit 2009 bei meinem Mann in Österreich. Wir haben 3 Töchter und mein Traumberuf war es schon immer im Pflegebereich zu arbeiten. Seit September mache ich nun die Ausbildung zur Pflegeassistenz und schließe die Ausbildung im September ab. Dank der Unterstützung meines Mannes und auch meiner großen Tochter schaffe ich es Ausbildung und Familie zu vereinbaren. Derzeit bin ich im Praktikum in einer Geriatrieabteilung und es gefällt mir wirklich gut denn ich mag den Umgang mit Menschen und manchmal bleibt sogar ein wenig Zeit, dass ich bei ihnen sitzen bleibe und sie mir aus ihrem Leben erzählen. Ich freue mich schon sehr auf meinen Abschluss, um dann ganz in diesem Beruf arbeiten zu können. 

BETTINA FRENZEL

​Ich bin 1965 in Belgien geboren, lebe seit 1969 in Wien. Von Beruf Fotografin bin ich über meine Arbeit am Theater als fotografierende Aktivistin zur Plattform 20000frauen gekommen, die 2011 zum 100. Frauentag eine große Demonstration für Frauenrechte in Wien organisiert hat. Ich fotografiere also Theater, Objekte und Kunstprojekte, und ich trete mit und ohne Kamera als Feministin u.a. für Frauen*rechte ein – inzwischen mit zunehmender Ungeduld, weil seit dem politischen Ende von Johanna Dohnal in der Politik für Frauen eher Stillstand und Rückschritte zu beklagen sind. Was das Virus COVID-19 nochmal so richtig unterstrichen hat, falls es jemand vorher noch nicht bemerkt hatte.

Meine letzte fotografische künstlerische Arbeit ist im vergangenen Jahr entstanden: Aus Ermangelung von Bühneninszenierungen und aus Liebe zu Stilleben habe ich die Serie „MUTation“ fotografiert, eine Serie von im Studio inszenierten Naturfotos. Die Zeit hat die Titel bestimmt, hier vier aus der Serie: SOCIAL DISTANCING, in Eiswürfel eingefrorene Heckenrosenblätter, die AUSGANGSSPERRE, die gemeine Schafgarbe in Reagenzgläsern, das MITTELMEER, Kirschsaft und Kirschbaumblätter und UMSONST GEKLATSCHT, ein Strauss Klatschmohn vor einem mit Licht angedeuteten Fenster. www.frenzel.at

DOROTA 

Dorota arbeitet seit einigen Monaten in der Palliativstation eines Krankenhauses in Wien und betreut dort unheilbar kranke Menschen. Begonnen hat bei ihr alles ganz anders. Sie studierte zunächst Bodenkultur in Wrocław/Breslau, weil ihr besonderes Interesse dem Umweltschutz galt. Ein Studenten-Praktikum führte sie nach Österreich. Sie blieb wegen der Liebe hier, entschloss sich für ein Fernstudium, schloss dieses mit dem Magistertitel ab und bekam später eine Tochter. Beruflich war sie zunächst 18 Jahre in der Finanzbranche im Projektmanagement, verbunden mit Qualitätssicherung, tätig.

Bereits zu dieser Zeit war sie von Ayurveda, der indischen Heilkunst, und besonders von dessen spirituell-psychologischer Sichtweise fasziniert. Um die Tiefen und Grenzen des Lebens weiter auszuloten, besuchte sie einen Kurs für Sterbebegleitung. Ein Praktikum in einem Krankenhaus machte ihr bewusst, dass hier ihre Berufung liegt. Sie vertiefte diese Erfahrung durch eine neunmonatige ehrenamtliche Tätigkeit in der Palliativstation, wo sie heute arbeitet, und stellte sich die Frage, wie sie ihre Berufung zu einem Beruf machen könnte. 

Um dem ganzen Menschen mit Körper, Geist und Seele gerecht zu werden, erschien es ihr am sinnvollsten,  noch einmal, als 43-jährige Frau, Schülerin zu werden und absolvierte die 3-jährige Ausbildung zur Diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegerin mit Auszeichnung.

„Der Mensch ist mehr als sein Körper“, davon ist Dorota fest überzeugt. Daraus erschließt sich für sie, dass diese schwerstkranken Menschen nicht nur medizinische und pflegerische Betreuung brauchen, sondern vor allem „menschliche“ Begleitung und Unterstützung bei der „Inventur des Inneren“ in der letzten Lebensphase.

Wir wünschen Dorota, dass sie mit ihrer inneren Stärke und positiven Ausstrahlung für Patient_innen und Kolleg_innen manches leichter machen kann.

MARTINA HELA

​Der Weltfrauentag am 8.März soll die einzigartigen Errungenschaften und die unverzichtbaren Verbesserungen von Frauen für uns Frauen bewusst hervorheben, deshalb sollten wir unbeschreiblich stolz auf diese Frauen sein und Ihnen auch zutiefst dankbar sein, denn unsere Frauenrechte sind von diesen Frauen meist sehr schwer erkämpft worden, damit es uns Frauen in Zukunft einmal deutlich besser geht als ihnen selbst. Wie zum Beispiel das Frauenwahlrecht, nur um einen unverzichtbaren Meilenstein zu nennen. Mit der Erfindung der Antibabypille begann die sexuelle Revolution der Frau. Mir ist vollkommen bewusst, dass die Gleichstellung noch lange nicht erreicht ist, zum Beispiel Einkommensschere, physische und psychische Gewalt an Frauen, oder dass Frauen noch immer wie Gegenstände betrachtet und behandelt werden. 

Doch es gibt Frauen, die von unserer Gesellschaft nicht als Frauen betrachtet werden, sondern als asexuelles Wesen von der Gesellschaft verurteilt werden. Solchen Frauen werden alle Rechte des Frauseins aberkannt. Das Recht auf Bildung, das Recht auf Arbeit, und somit werden sie als Sozialschmarotzerinnen abgestempelt, ja selbst solche Rechte wie Liebe und das Recht auf Ihre ganz persönliche Sexualität und in Folge das Recht, Mutter zu sein, werden solchen Frauen einfach abgesprochen. Wer sind diese Frauen??? Frauen mit Beeinträchtigungen, wie ich eine bin. Ja, ich lebe seit meiner Geburt mit einer Beeinträchtigung. Verursacht wurde meine Beeinträchtigung durch einen Sauerstoffmangel bei meiner Geburt. Meine Beeinträchtigung ist eine Art von Spastik. Das bedeutet, ich brauche bei jedem Handgriff fremde Hilfe, das fängt an in der Früh, wenn ich aufstehe und endet, wenn ich schlafen gehe. Also beim Aufs-Klo-Gehen, beim Anziehen, beim Haare Bürsten, beim Schmuck anlegen, beim Essen, beim Trinken brauche ich fremde Hilfe, nein Sprechen kann ich auch nicht, wenn man sich mit mir unterhalten möchte, muss man nur das ABC aufsagen, und bei den richtigen Buchstaben nicke ich, so entstehen Wörter und ganze Sätze. Nur bei zwei Dingen brauche ich keine fremde Hilfe, wenn ich auf meinem Computer einen Text so wie diesen schreibe. Ich bediene meinen Computer mit einem Kopfstab, das ist ein leichter Helm, wo auf der Vorderseite ein Metallstab festmontiert ist, und so bediene ich meinen Computer. Die zweite Sache, wo ich Gott sei Dank keine fremde Hilfe mehr benötige, ist, wenn ich mein Handy bediene, denn auf meinem Schreibtisch auf Höhe von meiner Stirn ist eine stabile Halterung mit einem Druckknopf und meinem Handy montiert. Durch eine spezielle Software ist es mir möglich, mein Handy ganz normal zu bedienen. Mit Hilfe meines Handys organisiere ich mir mein Leben, halte zu meinen Bekannten Kontakt und, ich kann neue Bekanntschaften aufbauen. 

Falls Sie bei meiner Schilderung Mitleid bekommen haben, muss ich Ihnen gleich mitteilen, ich hasse solche Menschen, die nur Mitleid für jemanden wie mich empfinden können, denn sie haben Angst, sich zu öffnen, dadurch sind sie niemals in der Lage, mir auf Augenhöhe zu begegnen, denn ich fühle mich nicht arm, nur weil ich bei jedem Handgriff fremde Hilfe benötige und nicht reden kann. Ich habe trotz meiner Beeinträchtigung Biologie/Zoologie studiert. Auf diese Tatsache bin ich sehr stolz, denn ich habe mir mein Studium alleine erkämpfen müssen, denn fast alle Professoren haben nur verständnislos Ihren Kopf geschüttelt und gemeint, nein, also eine so schwer behinderte Frau kann unter keinen Umständen Biologie studieren, aber ich gab nicht auf und fand einen Professor, der mich mit Rat und Tat unterstützt hat, und so konnte ich mir meinen größten Wunsch erfüllen. Natürlich will ich in diesem Bereich auch arbeiten. Nebenbei habe ich meinen Sohn Mathias allein großgezogen. Mathias ist jetzt 27 Jahre alt und Kälteanlagentechniker, und er hat unglaublich viele Freunde und Bekannte, und unsere Beziehung ist gut, manchmal streiten wir, aber das ist normal, glaube ich. In Moment schreibe ich an meinem zweiten Buch, das bereits knapp 300 Seiten aufweist. Dieses Buch wird um einiges persönlicher als mein erstes Buch. In meinem ersten Buch beschreibe ich, mit welchen Problemen und Vorurteilen ich zu kämpfen hatte, als ich erfuhr, dass ich schwanger war. 

Für viele Leser, die diesen Artikel lesen, hört sich mein Leben großartig und unglaublich bewundernswert an, ist es aber nicht. Mein größtes Problem heißt persönliche Assistenz. Der Grundgedanke von persönlicher Assistenz ist, uns Menschen mit Behinderung ein möglichst selbstständiges Leben zu bieten. Also wir geben Anzeigen in Zeitungen oder online auf, worauf sich Interessenten melden, man vereinbart Vorstellungsgespräche, man bildet sie aus, das kostet Zeit und Kraft, dann sollten sie arbeiten. Tja sollten sie, denn fast alle hören während der Ausbildung wieder auf aus irgendwelchen hirnrissigen Gründen, zum Beispiel, weil der Vorhang im Schlafzimmer zerrissen ist. Man sucht und sucht, aber nichts verbessert sich. Dieses Modell der persönlichen Assistenz wird vom FSW gefördert, und man bekommt eine bestimmte Förderung, die Pflegeergänzungsleistungsstufe. Diese Förderung hat zwei große Nachteile, seit zwanzig Jahren ist diese Förderung nicht erhöht worden, das heißt, man muss mit der gleichen Summe auskommen wie vor zwanzig Jahren, obwohl alles viel teurer geworden ist, als eine Assistentin davon leben könnte. Mit auch ein Grund ist, dass einige Menschen verlernt haben, sozial zu sein, das heißt, wenn ich eine Assistentin mehrmals darauf hinweise, wie die Dinge auszuführen sind, muss ich bereits Angst haben, dass diese Assistentin von heute auf morgen kündigt, und ich wieder aus heiterem Himmel ohne Hilfe dastehe. Ganz konkret bedeutet das, ich muss tagelang im Bett bleiben, ohne Essen, ohne Trinken, kann nicht aufs Klo, vom Arbeiten als Biologin kann ich nur träumen. Das zweite, viel größere Problem, ist, jemand, der Pflegeergänzungsbezieher ist, hat nicht das Recht andere Hilfsangebote des FSW in Anspruch zu nehmen, also keine Heimhilfe, keine 24 Stunden Hilfe, die einem beim Aufstehen behilflich ist. Mit der lächerlichen Begründung, das sei eine Doppelfinanzierung, außerdem ginge der Grundgedanke der persönlichen Assistenz verloren, wenn ich eine Heimhilfe oder eine 24 Stunden Hilfe zusätzlich zur Assistenz finanziert bekomme. Da kann ich nur sagen, was für ein himmelschreiender Blödsinn. Erstens, wenn ich Assistentinnen in Überfluss hätte, würde ich wohl kaum auf die Idee kommen,  eine Heimhilfe oder eine 24 Stunden Hilfe zu beantragen. Zweitens, sowohl eine Heimhilfe als auch eine 24 Stunden Hilfe muss sich an die Bedürfnisse und Wünsche der Menschen, die Hilfe brauchen, anpassen, also der Grundgedanke der persönlichen Assistenz ist in beiden pflegerischen Berufsparten vorhanden und ausgeprägt. Daher mache ich den FSW dafür verantwortlich, dass ich wohl nie in meinem Traumberuf Fuß fassen werde können, somit bleibe ich mein Leben lang eine Sozialschmarotzerin, und es kann gut sein, dass ich in meinem eigenen Bett an Hunger und Durst sterbe. Dennoch, wenn ich mich in den Spiegel schaue, und ich schaue mich oft in den Spiegel, dann sehe ich nicht, was ich schon alles geschafft hab in meinem Leben, dann sehe ich auch nicht meine Probleme und auch nicht meine Beeinträchtigung, sondern ich sehe nur mich als Frau.

ELISABETH MAYER

Wer im Don Bosco Haus Hietzing Aufführungen des „English Drama Club“ des Gymnasiums Fichtnergasse gesehen hat, war vom hohen Niveau sehr beeindruckt. Nicht nur die exzellente Aussprache, erarbeitet in Einzeltrainings, und das lebendige Spiel, sondern auch die Kostüme, die Kulissen, die mit Umbauten verbundenen Übergänge von einer Szene zur nächsten, die technischen Hilfsmittel, die ausgewählte Musik begeisterten die Zuschauer_innen. In diesem Theatergeschehen führt Mag. Elisabeth Mayer, die den „English Drama Club“ 2006 gegründet hat und Regieassistentin bei „Shakespeare in Styria“ auf Schloss Murau war, Regie. 

Beginnend mit Sketches im Englischunterricht erkannte sie, dass das Spielen nicht nur für das Erlernen der Fremdsprache wichtig ist, sondern auch für das Verständnis von Lebenssituationen und den Umgang mit den eigenen Gefühlen. Der Club wuchs von Jahr zu Jahr und umfasste schließlich 50 theaterbegeisterte Schüler_innen. 16 Stücke, darunter „A Midsummer Night’s Dream von William Shakespeare „The Importance of Being Earnest“ von Oscar Wilde und „Alice in Wonderland“ von Lewis Caroll, spielte der Club, der auch – innerhalb und außerhalb von Österreich – auf Tournee ging. Es gab sowohl Aufführungen in Salzburg und an einigen Orten Wiens als auch in Ungarn, Tschechien und der Slowakei. Zu Beginn 2020 für stand „My Fair Lady“ kurz vor der Aufführung, dann kam die Pandemie. Die Schauspieler_innen – auch diejenigen, die schon studieren  – warten mit Elisabeth Mayer darauf, das Musical spielen und singen zu können.  

Elisabeth Mayer erzählt im Interview, dass ein ehemaliger Clubschauspieler die Theaterakademie des  „Vienna’s  English Theatre“, VETA, abgeschlossen hat, ein anderer gerade damit beginnt und ein weiterer dort einen Abendkurs besucht. Nicht nur diese drei, auch die anderen, die beim „English Drama Club“ mitgemacht haben, werden sich besser im Leben orientieren und wichtige Erfahrungen in ihre sozialen Kontakte mitnehmen können. Sie wissen, dass sie das zu einem Großteil Elisabeth Mayer verdanken. 

ELISABETH PFLEGER

​Wer Stilvolles aus Papier sucht, kann in der Hietzinger Papierhandlung von Elisabeth Pfleger viele schöne und praktische Dinge finden. Im Gespräch erzählt sie, dass sie das Geschäft vor 26 Jahren von ihrer Mutter übernommen und jetzt eine Nachfolgerin gefunden habe, die es ab 1. April 2021 führen werde. Auf ihren guten Geschmack angesprochen, sagt Frau Pfleger, Künstlerisches liege in der Familie und sie selbst liebe die Harmonie, was sich eben auch in der Gestaltung des Geschäfts ausdrücke. 

Auf die Frage, wie es ihr als Frau in der Chefinnenrolle gehe, antwortet  sie, dass der Detailhandel in der Papierbranche – im Gegensatz zum Großhandel – überwiegend in weiblichen Händen sei. Aber es komme vor, dass jemand das Geschäft betrete und nach dem Chef frage, weil er hier tätige Frauen zuerst einmal für Angestellte halte. 

Ja, Computer und Handys hätten den Papierhandel verändert. Das herkömmliche Briefschreiben sei besonders bei der jüngeren Generation viel weniger geworden und in der Wirtschaft gehe der Trend zum papierlosen Büro. Dieser Entwicklung müsse das Angebot angepasst werden. 

Nach ihren Zukunftsplänen befragt, freut sich Frau Pfleger auf ihren Garten und hat schon Samen für Gemüse und Blumen besorgt. Sie will auch an einem Kurs für Holzbearbeitung teilnehmen; Holz, in der chinesischen Philosophie eines der fünf Elemente, und Papier seien einander nahe. 

Alles Gute, liebe Frau Pfleger, für alles, was Sie vorhaben!

Projekt Igor

BRIGITTE GADNIK-JISKRA

Brigitte ist ausgebildete Grafikerin und Malerin, war ab 1984 freischaffende Künstlerin und leitete u.a. Malkurse mit geriatrischen Patienten im GZW.  Im Jahr 2000 übernahm sie die Leitung des Projekts Bildung und Kultur im Geriatriezentrum Wienerwald. 2014 gründete sie gemeinsam mit Monika Posch (die heutige Leiterin der Nähwerkstatt), Christel Barnor, Kati Erdösi, Brigitte Pfeiffer, Robert Streibel und Fritz Neuhauser den Verein IGOR – Integrationsprojekt für AsylwerberInnen. Nach wie vor leitet sie jeden Freitag Vormittag den Kurs „ Abstrakte Malerei“ in der VHS und ist unermüdlich für die Nähwerkstatt im Einsatz. Brigitte hat zwei erwachsene Kinder und ihr Lebensmotto ist: * Helft einander * Achtung für alle Lebewesen * Respekt für jeden einzelnen Menschen ungeachtet seiner Herkunft *

CHRISTEL BARNOR 

Christel ist gelernte Fotografin, seit 39 Jahren verheiratet mit einem Ghanesen, der als studierter Veterinär in Seibersdorf arbeitet. Aus einer kurzen Saisonarbeit in Vorarlberg wurde ein sechsjähriger Aufenthalt und später übernahm sie für die Fa. Sandoz das Produktmanagement im Bereich Foto/Film. Ihr soziales Engagement führte sie über Keramikkurse mit Kindern, zur Essensausgabe am Wiener Hauptbahnhof 2015 am Beginn der großen Flüchtlingsankünfte, in den Pav.6 des Geriatriezentrums Wienerwald, wo sie gemeinsam mit Brigitte Männer und Frauen bei der Beschaffung von Dokumenten und Amtsgeschäften unterstütze, Hilfe von Anwälten vermittelte, gemeinsam mit den Flüchtlingen Gemüse anbaute und den Kindern schwimmen beibrachte. Ihr Lebensmotto: Ich will’s nur lustig haben. Nachsatz: Mir tun alle Frauen leid, die zu Hause so einen Grantscherben sitzen haben.

Verein IGOR: entstand aus einer anfänglich kurzfristigen Zusammenarbeit von unbegleiteten minderjährigen Burschen, die mithalfen die VHS Hietzing zu renovieren. Dann kam eine Anfrage von Dr. Fritz Neuhauser vom Geriatischen Zentrum Wienerwald, der Hilfe bei der Anlage und Pflege des großen Pavillongartens benötigte. SIDRA vom Samariterbund stellte in seinem Pavillion am Gelände den Keller zu Verfügung und sehr bald wurden von 30 ehrenamtlichen MitarbeiterInnen Deutsch- und Computerkurse abgehalten, die Nähwerkstatt gegründet, Keramik- und Malkurse veranstaltet, den Kindern wurde vorgelesen und schwimmen beigebracht, Männer und Frauen bauten gemeinsam Gemüse an und es gab Unterstützung bei der Beschaffung von Dokumenten, Hilfe bei Amtswegen und Aufenthaltsinterviews. 2019 wurde der Pav.6 geschlossen und der Verein übersiedelte in günstig zur Verfügung gestellte Räumlichkeiten der SPÖ Hietzing in der Biraghigasse 42. Hier nähen 12 Frauen und Männer die schon beliebten und bekannten bunten Taschen, Masken, Körbchen, Tücher und vieles mehr. Zur Zeit nutzt  der Verein die leerstehenden Zimmer der VHS Hietzing und hier können all die wunderbaren Dinge jeden Dienstag von 10 – 14h (2. Stock) erworben werden.

Am Internationalen Tag der Frauen am 8.3. findet man den Stand von IGOR vor der VHS Hietzing oder man klickt sich durch das Angebot unter: shop.igor-wien.at 

Zum Schluss noch ein Aufruf: es werden gerne Stoffspenden entgegengenommen, neuwertig und nur aus natürlichen Materialien wie Baumwolle und Leinen!

ANDREA CZAK

​Ich bin Obfrau des Vereins der Feministischen Alleinerzieherinnen – FEM.A. Ich bin 51 Jahre alt und die Mutter einer 15-jährigen Tochter. Ich bin von Anfang an alleinerziehend gewesen. Seit 5 Jahren bin ich als politische Aktivistin tätig, um die Situation von Alleinerzieherinnen zu verbessern. Ich arbeite als Investitor_innenverwalterin für eine internationale Firma. Seit 2009 wohne ich  in Hietzing, davor habe 15 Jahre in Italien (Rom, Mailand, Como) gelebt, studiert und gearbeitet.

Ich habe den Verein der feministischen Alleinerzieherinnen deshalb gegründet, da sich Mütter nach einer Trennung mit ihren Kindern plötzlich verschiedensten Professionen des Familienrechts gegenüber finden: in Familiengerichten, bei Familiengerichtshilfen, Jugendämtern, angeordneten Mediationen und in Begutachtungssituationen. Sie alle können nicht glauben, wie ihnen geschieht. Jede einzelne von ihnen fühlt sich zunächst wie in einem Alptraum, denn niemand in ihrem persönlichen Umfeld hat bereits etwas Ähnliches erlebt. 

Doch einiges läuft an Familiengerichten und seinen ergänzenden Professionen seit Jahren schief. Die Öffentlichkeit bekommt davon kaum etwas mit, denn Verfahren an Familiengerichten sind nicht öffentlich. Auf diese Schieflagen möchte der Verein FEM.A aufmerksam machen und durch die eigenen breiten Erfahrungen mitarbeiten, die derzeitige Lage für betroffene Trennungskinder besser zu gestalten, indem das Kindeswohl in den Mittelpunkt gestellt wird und die individuellen Bedürfnisse eines jeden Kindes besser berücksichtigt werden. Wir haben ca. 25 Mitglieder, aber wir wachsen kontinuierlich. Nach jeder Podiumsdiskussion, Pressekonferenz oder jedem Interview/Presseartikel kontaktieren uns betroffene Frauen und wollen Rat, Tat und Unterstützung von uns. Sie wollen sich aber auch vernetzen, da sie erkennen, dass ihre Probleme struktureller und nicht individueller Natur sind. 

Die Politik hat leider sehr wenig getan, um Alleinerzieherinnen zu unterstützen. Sie sind die großen Verliererinnen der Corona-Krise: kein Job, kein Geld, kein bis wenig Unterhalt, keine Unterstützung. Corona hat die finanziellen Probleme für viele Alleinerzieherinnen massiv verstärkt. Der Kindesunterhalt wird massiv gekürzt oder bleibt aus. Kindesväter, die die Arbeit verloren haben, zahlen nur mehr die Hälfte des Unterhalts, obwohl sie vielleicht Vermögen haben. Aber auf das Vermögen des Geldunterhaltspflichtigen darf laut Gesetz nicht zugegriffen werden. Die Regierung bietet hier keine Lösung für unsere Sorgen. Es fehlen Strategien. 15 Stunden arbeiten Alleinerzieherinnen in der Corona-Krise laut der Zeitverwendungsstudie der WU Wien täglich. Trotzdem ist von ihnen jede zweite Mutter inzwischen armutsgefährdet. Die Lage der Ein-Eltern-Familien in Österreich verschlechtert sich weiter dramatisch. Neben dem Leid der Alleinerzieherinnen, die bisher keine staatliche Unterstützung aus dem Corona-Fördertopf bekommen haben, geht das vor allem auf Kosten der Kinder. 

UNSERE FORDERUNGEN

  • Als dringende Corona-Maßnahme fordern wir, dass die doppelte Familienbeihilfe rückwirkend seit dem Beginn des ersten Lockdowns ausbezahlt wird und für jedes Monat des Lockdowns ein zusätzlich Pensionsmonat angerechnet wird.  
  • Langfristig fordern wird, dass Kinder groß zu ziehen endlich als echte Arbeit anerkannt werden, d.h. es braucht einen pensions-, arbeitslosen-, kranken- und sozialversicherten Lohn. Wer es schafft, neben der Kinderbetreuung einer Erwerbsarbeit nachzugehen, dann freuen wir uns! Wer es nicht schafft, verdient trotzdem volle finanzielle und soziale Absicherung. Alleinerzieherinnen dürfen nicht mehr ins Burn-Out gezwungen werden!  
  • Der Kindesunterhalt wird nach einer komplett veralteten Methode berechnet, da er auf eine Kinderkostenstudie von 1964 (!) zurückgeht, der nur an die Inflation angepasst wird, d.h. die Prozentmethode und die Regelbedarfssätze müssen erhöht werden. Zur Erklärung: Der Regelbedarfssatz für ein 14-jähriges Kind beträgt 400 Euro. Laut einer Referenzstudie der Schuldnerberatung liegt der Bedarf eines 14-jährigen Kindes jedoch mit 840 Euro mehr als doppelt so hoch. Dem Kind fehlen also 440 Euro im Monat, um ein Leben ohne Armutsgefährdung und mit sozialer Teilhabe zu führen.  
  • Der Unterhaltsvorschuss, das ist das Geld, das der Staat dem Kind bevorschusst und das er sich vom Kindesvater wieder zurück holt, muss an aktuelle und somit höhere Regelbedarfssätze angepasst werden. Es kann nicht sein, dass der Unterhaltsvorschuss 30 (!) Euro pro Monat beträgt – das kommt in Wirklichkeit nämlich vor. 
  • Es muss eine Unterhaltsgarantie eingeführt werden, für die Kinder, die vom Kindesvater keine oder zu geringe Alimente beziehen und die keinen Unterhaltsvorschuss erhalten. Der Staat muss hier eine Ausgleichszahlung leisten und Kinder vor Armut schützen. Zur Erklärung: Kinder, deren Väter z.B. nicht in der Geburtsurkunde angegeben werden oder die z.B. in Afrika leben, bekommen keinen Unterhaltsvorschuss und somit keine irgendwie gearteten Sozialleistungen vom Staat (außer der Familienbeihilfe und das sind bestenfalls ca. EUR 200 im Monat). 
  • Wir fordern die Anhebung des Familienzuschlags im ALVG beim Arbeitslosengeld auf 100 Euro im Monat. Diese Maßnahme würde schwer belastete Kinder gut helfen. Der Zuschlag liegt derzeit bei ca. € 1 pro Tag, also ca. € 30 Euro im Monat. Er ist also viel zu niedrig, da die Mehrkosten im ersten Lockdown und zweiten Lockdown seit Herbst für Alleinerzieherinnen im Durchschnitt 328 Euro betrugen. Gerade die Anschaffung von technischen Geräten, um das Home-Schooling zu ermöglichen, aber auch die WLAN-Kosten, etc. kamen vielen Familien teurer. 
  • Reduzierte Unterhaltszahlungen aufgrund von Arbeitslosigkeit oder Kurzarbeit werden im Familienhärteausgleichsfond nicht als Einkommensverlust gewertet! Wir von FEM.A sind der Meinung, dass ausbleibende oder verringerte Alimente aufgrund von Jobverlust oder Kurzarbeit der Geldunterhaltspflichtigen (meistens der Kindesväter) beim Familienlastenausgleichsfonds wie ein verlorener Arbeitsplatz behandelt werden müssen. Dieser Einkommensverlust muss dort ebenso beantragbar sein und nichtrückzahlbare Hilfsgelder für betreuende Alleinerzieherinnen müssen zur Verfügung stehen! Es darf keine Benachteiligungen für Alleinerzieherinnen geben! 
  • Seit 15. April 2020 können Alleinerzieherinnen Unterstützung aus dem Corona-Familienhärteausgleich beantragen. Da Antragstellerinnen aber maximal eine Förderung für den Einkommensverlust von drei Monaten erhalten und nur eine einmalige Auszahlung möglich ist, fordert FEM.A, die Richtlinien des Corona-Familienhärteausgleichs dahingehend zu verändern, dass Personen, die innerhalb der letzten 12 Monate mehr als drei Monate arbeitslos oder in Kurzarbeit waren, ein weiteres Mal Unterstützung durch den Corona-Familienhärteausgleichsfonds erhalten. Diese Unterstützung soll als Förderung den Einkommensverlust von bis zu sechs Monaten abdecken. 
  • Kostenersatz bzw. -beteiligung für Strom, Heizung, Laptop-Benützung während der Corona-Krise für Kinder vom Geldunterhaltspflichtigen (so wie es jetzt für Arbeitnehmer möglich ist – Infos von der Arbeiterkammer Wien).