Meilenstein: „Leitbild Grünräume Wien“

Im kürzlich vom Wiener Gemeinderat beschlossenen „Leitbild Grünräume neu“ werden Bereiche gekennzeichnet, in denen in Zukunft keine Siedlungsentwicklung mehr stattfinden darf.

Am 24. Juni 2020 beschloss der Wiener Gemeinderat das​ „Leitbild Grünräume neu“​, das – 115 Jahre nach dem Wiener Wald- und Wiesengürtel – ein weiterer Meilenstein sein soll, der den Schutz der Grün- und Freiräume in Wien auch langfristig gewährleistet.

Dass Grünräume einen wesentlichen Beitrag zur Anpassung an den Klimawandel und indirekt auch zum Klimaschutz leisten, ist mittlerweile unumstritten. Sie sind unverzichtbar für Biodiversität, Lufthygiene, die Regulierung des Wasserhaushalts und nicht zuletzt das Stadtklima, in dem sie durch ihre kühlenden Effekte maßgeblich gegen Überhitzung wirken.

Das Leitbild, das in den letzten Monaten federführend von der Abteilung für Stadtentwicklung und Stadtplanung (MA 18) – in Zusammenarbeit mit anderen Dienststellen, Fachinstitutionen, Universitäten sowie den interessierten Bezirksvorstehungen – erstellt wurde, schafft Planungssicherheit für das gesamte Stadtgebiet, in dem unterschiedliche Grünraumkategorien definiert und festgeschrieben werden.

Immer wieder wird das Spannungsfeld zwischen Wohnbau und Erhalt von Grünflächen thematisiert,
wenn neue Planungen oder die Errichtung von Stadtentwicklungsgebieten anstehen.

Im nunmehr beschlossenen Leitbild werden Bereiche gekennzeichnet, in denen in Zukunft keine Siedlungsentwicklung mehr stattfinden darf. Diese Flächen tragen die Bezeichnung „Wiener Immergrün“ und sind dauerhaft frei von Bebauung zu halten.

Weitere Kategorien beinhalten Flächen, die zu Grünräumen entwickelt werden können, wenn sich die derzeitige Nutzung ändert („Zukunftsgrün“), historisch bedeutende Grünräume (z.B. alte Gartenanlagen), das „Freiraumnetz Wien“, durch das die Grünräume verbunden werden, etc.

HAT HIETZING EINE CHANCE VERPASST?

Nachdem den 23 Wiener Bezirksvorsteher:innen der erste Entwurf für das Leitbild bereits im Herbst 2019 übermittelt wurde, hätte es die Möglichkeit gegeben, diesen mit allen Fraktionen zu diskutieren und eine gemeinsame Stellungnahme Hietzings abzugeben. Die Bezirksrät:innen der Grünen haben dies angeregt. Leider ist es dazu nicht gekommen.

Dennoch dürfte Hietzing von dem Leitbild profitieren – wichtige Grünräume wie z.B. der Hörndlwald inklusive dem Afritschheim-Gelände, große Teile des Lainzer Vorfelds östlich der Tiergartenmauer oder Bereiche wie Roter Berg/Trazerberg/Girzenberg sind berücksichtigt und erhalten dadurch eine weitere Schutzkategorie.

Bei der Beschlussfassung des Leitbilds im Gemeinderat stimmte übrigens die ÖVP dagegen. Gemeinderätin Elisabeth Olischar begründete dies u.a. damit, dass es mittlerweile dermaßen viele Konzepte und Leitbilder gebe, dass sie den Überblick verloren habe. Das Leitbild Grünraum sei mit 3.500 Seiten zudem ein „unglaublicher Aufwand“ gewesen, sowohl für die, die es verfasst hätten als auch für die, die es anwenden müssten.

Diese Argumentation ist insofern etwas eigenartig, als die ÖVP gerade in Hietzing immer wieder irgendwelche Konzepte von der Stadt Wien einfordert. – Ob diese dann alle auch gelesen werden?

Gebiete wie der Hörndlwald (Foto oben) oder der Rote Berg (Foto unten) werden dauerhaft geschützt.